…oder “Da ist Teer in meinem Wasser!”
Eine typische Wiener Szene; zwei Personen stehen an der Straßenecke und ziehen genüsslich an ihren Zigaretten. Ein paar Minuten Entspannung im anstrengenden Alltag… und gleichzeitig ein kurzer Moment mit langen Folgen. Beide Zigaretten fliegen nach dem Verbrauch in hohem Bogen auf die Straße und rollen in den nächsten Abfluss. Daneben steht ein Mistkübel, unbenutzt.
Dass Zigaretten schlecht für unsere Gesundheit sind, darüber brauchen wir glaube ich nicht mehr zu diskutieren. Was die kleinen Glimmstengel allerdings unserer Umwelt antun, das scheint mir noch in weiten Teilen der Bevölkerung nicht angekommen zu sein. Immer öfter erwähne ich in meinem Umfeld, dass man Zigaretten vernünftig in einem Mistkübel entsorgen und nicht in den nächsten Gulli werfen soll und immer wieder schauen mich Menschen erstaunt an und fragen warum. Genau das möchte ich hier beleuchten:
Zigaretten bestehen meist aus etwas Papier, dem Tabak und dem Filter. Manchmal werden diese abbaubar hergestellt, viele Filter bestehen allerdings aus Plastik. Die Filter aus Celluloseacetat zersetzten sich selbst aufgrund des Plastikanteils nur sehr langsam. Beim Rauchen sammeln sich in den Filtern zudem viele giftige Stoffe, wie Blei, Arsen, Teer, Kupfer, Chrom (Schwermetalle) und Nikotin. Beim nächsten Regen werden diese Chemikalien ausgewaschen und verteilen sich. Sie landen so in unseren Böden, Gewässern oder in der Kanalisation. Gelangen die ausgewaschenen Stoffe aus dem Filter in eine Kläranlage werden zumindest ein Großteil des Nikotins und dessen Abbaustoffe herausgefiltert. Die durch den Verbrennungsprozess entstandenen Giftstoffe (Arsen, Cadmium, Blei und Kohlenwasserstoffe etc.) versickern aber auch hier unbehandelt im Boden. Eine gerauchte Zigarette belastet laut dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ca. 40 Liter Grundwasser!
Der Berg an Zigarettenstummeln wächst und die kleinen Teile davon verschmutzen unsere Wälder, Wiesen, Flüsse und Meere. Laut der WHO machen Zigarettenstummel im Abfall, der in Städten und an Stränden gesammelt wurde, 30-40% aus. Dass das ein gravierendes Problem für Umwelt und auch den Menschen darstellt, erscheint sehr logisch. Noch klarer wird es, wenn man sich weitere Zahlen anschaut:
„5,6 Billionen Zigaretten werden jedes Jahr weltweit geraucht. 4,5 Billionen … werden … weggeworfen“ (Quelle Süddeutsche).
Besonders Meereslebewesen leiden unter der Masse an weggeworfenen Zigaretten. Sie verwechseln sie mit Futter und vergiften sich oder ihr Lebensraum wird langsam durch die Anzahl an Zigarettenstummeln mehr und mehr verunreinigt, wodurch sie ebenfalls sterben können. Aber auch für den Menschen, besonders für Kleinkinder, die die Kippen verschlucken, sind die weggeworfenen Zigaretten giftig. Deshalb soll man besonders an Orten, wo Kinder spielen, auf eine richtige Entsorgung der Zigarette im Mistkübel bzw. im Restmüll achten. Aber nicht nur dort, sondern überall ist eine Achtsamkeit auf die Entsorgung essentiell. Wer lange unterwegs ist, kann sich auch einen portablen Aschenbecher mitnehmen.
Oder, man gibt das Rauchen gleich vollständig auf und tut sich selbst und der Umwelt etwas Gutes. Dass das nicht so einfach ist, weiß auch ich, aber mir hilft vor allem der Gedanke an die weitreichenden Folgen einer Zigarette, um diese dann nicht zu konsumieren. Denn das Problem fängt nicht erst bei der Entsorgung, sondern schon bei der Produktion an. Tabak verbraucht im Anbau sehr große Mengen an Wasser – genauer gesagt pro einer Tonne Tabak 3000 Kubikmeter Wasser (welch eine Ironie!). Der in Monokultur gereihte Tabakanbau benötigt sehr viele Nährstoffe und laugt damit den Boden aus. Außerdem ist man dabei auf hohe Mengen an Pestiziden und Dünger angewiesen, da sich die Produktion mittlerweile in Schwellenländern findet, wo die Bedingungen für den Anbau nicht ideal sind. Die Tabakpflanze wurde zuvor in den USA und Europa angebaut. Auch in diesem Zusammenhang zu nennen, ist der Klimawandel. Durch die Abholzung von weiten Flächen für den Anbau und die Trocknung, gehen große Wälder verloren und damit auch wichtige Kohlenstoffspeicher. Zusätzlich wird bei der Verbrennung der Hölzer CO2 frei, was wiederum den Klimawandel antreibt.
Lösungen für dieses Problem werden derzeit diskutiert. Überlegungen habe ich in Richtung Mehrwegfilter, mobile Aschenbecher, Recycling der Filter zu neuen Produkten, Beschilderung auf Spielplätzen und Internalisierung der externen Kosten, also Verrechnung der Kosten des Tabakkonsums auf das Produkt, gefunden. Allerdings scheint mir die beste und nachhaltigste Lösung zu sein, ganz auf das Rauchen zu verzichten!
Was meint ihr? War Euch dieses Problem bewusst? Schreibt es mir in die Kommentare!
Alles Liebe,
Eure Marolena 🙂
Quellen:
Süddeutsche 2018: https://www.sueddeutsche.de/wissen/zigaretten-als-umweltverschmutzung-viel-gift-in-der-kippe-1.1086893
Süddeutsche 2017: https://www.sueddeutsche.de/wissen/rauchen-tabak-unnachhaltig-von-anfang-bis-ende-1.3331566
Greenpeace Magazin: https://www.greenpeace-magazin.de/rauchen-zerstoert-die-umwelt
Naturschutzbund: https://naturschutzbund.at/umweltthemen/articles/kleine-ursache-grosse-wirkung-zigarettenstummel-in-der-umwelt.html
Biorama: https://www.biorama.eu/zigarettenstummel-zigarettenfilter-biologisch-abbaubar-plastik-umwelt/
So ein guter Artikel, danke liebe Elena! <3
(Bin ja selbst Ex-Raucherin und war vor Jahren schon mal total baff, was sich da alles ansammelt. Nicht nur in mir, sondern auch in der Umwelt. Aufgehört hab ich zwar erst dieses Jahr, aber immerhin aufgehört. ^^)
Liebe Grüße
Liebe Tanja,
Danke für das Feedback! Ja versteh ich sehr gut. Ich hab immer wieder mal noch Aussetzer und rauche doch eine, aber die Recherche hat mir nochmal gezeigt, dass das Rauchen es einfach nicht wert ist! lg und danke für deinen Kommentar 😉