Wenn ihr in den letzten Wochen meinen Instagram Account mit Argusaugen beobachtet habt, wisst ihr, dass ich ab Juli ein Praktikum im Norden Deutschlands mache und deswegen meine Wohnung in Wien gekündigt und komplett aufgelöst habe. Es war mir ein besonderes Anliegen dies günstig und möglichst nachhaltig zu tun. Ich will ehrlich sein, es war ein Aufwand und teilweise extrem anstrengend.
Bereits im März habe ich angefangen auszumisten. Mein Kleiderschrank und meine Büchersammlung sind ziemlich geschrumpft, auch wenn immer noch einige Teile da sind und ich noch lange keine extreme Minimalistin bin. Auch andere Gegenstände mussten gehen. Teller, Möbel, Kleinigkeiten, Papiere, die sich angesammelt haben und sogar einige Erinnerungsstücke. Übrig geblieben sind aber Großteils mir wirklich wichtige und liebgewonnen Dinge, erfüllt von Erinnerungen, Nutzen und Wert.
Übung: Schau dich mal in deinem Zimmer um, in dem du dich gerade befindest und nimm alle Dinge wahr, die dir besonders Freude machen. Vielleicht willst du sie auch berühren. Fühl dich dankbar, dass diese Dinge in deinem Leben sind.
Meine Kleidung habe ich entweder an Freund*innen verschenkt, auf Kleidertauschpartys verteilt oder zur Kleidersammlung gebracht, weil sie einfach niemand haben wollte. Das Verkaufen von Kleidung hat mit der Ausnahme von Halterlosenstrümpfen, die interessanterweise auf “Kleiderkreisel” extrem nachgefragt waren, hat für mich nicht funktioniert. Auch einige DVDs mussten gehen. Diese und die Bücher habe ich über “Momox” verkauft oder zu offenen Bücherschränken gebracht. Beide Varianten habe ich euch schon mal in diesem Artikel vorgestellt. Kleinkram und Küchengegenstände habe ich in unserem Haus ins „zu verschenken“-Regal gestellt.
Da die Wohnung, die lange eine WG war und komplett leer übergeben werden musste, war es auch nötig viele Möbel los zu werden. Alle meine Dinge, die ich behalten und nicht mit nach Deutschland nehmen wollte, sollten in einen Keller von einer Freundin passen. Behalten habe ich an Möbeln nur 3 Second-Hand Teile, die besonders hochwertig sind: mein Ikea-Vollholzbett, einen kleinen Beistelltisch noch von meiner Mama und ein Second-Hand Kleiderständer. Viele Möbel haben nicht mal mir gehört, wurden aber von den ehemaligen Mieter*innen oder ehemaligen WG-Kolleginnen in der Wohnung gelassen. Das meiste habe ich über “Willhaben” verschenkt oder verkauft. Das hat auch finanziell eine Erleichterung gebracht. Zusätzlich habe ich viele Menschen zumindest für ein paar Minuten kennen gelernt. Manche auch beim gemeinsamen Teile-aus-der-Wohnung-tragen. Einige Möbel wurden auch direkt von Freund*innen übernommen, manche Stücke werden vorerst mal babygesittet.
Babygesittet werden von einer meiner besten Freundinnen auch alle meine Pflanzen. Die freundschaftliche Unterstützung durch das Betreuen von Sachen, Helfen beim Umzug, Abbau von Möbeln oder moralische Unterstützung beim Loslösen-Prozess, waren essentiell für den erfolgreichen Auszug.
Einiges was ich für den Umzug gebraucht habe (einen großen Koffer, manches Werkzeug, Umzugskartons, Spachtelmasse) habe ich gebraucht bekommen, aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich ein paar Kleinigkeiten neu besorgt habe. Weiße Farbe für Ausbesserungsarbeiten, ein paar Werkzeuge für Reparaturen und Material für kleine Renovierungsarbeiten, die letztendlich nicht notwendig waren (aber das war damals noch nicht absehbar) sowie einige neue Umzugskartons und dichte Kisten für Kleidung habe ich neu besorgt.
Ich habe beim Werkeln auch erkannt, dass mir das Streichen, Spachteln, zusammen- und auseinanderbauen und Handwerken besonders Spaß macht. Ich werde versuchen, diese Leidenschaft in Zukunft mehr in mein Leben einzubauen.
Reduziert habe ich Ressourcentechnisch auch Transportkilometer mit dem Auto. Bis auf den tatsächlichen Umzug der Kisten und Möbel in den Keller mit dem Auto einer Freundin und meine Fahrt zum Bahnhof mit dem großen Koffer, habe ich alle Besorgungen und Weg-Bring-Wege von zum Beispiel den Büchern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt. Das war zum Teil körperlich extrem anstrengend, hat mir aber auch gezeigt, dass ich das gut schaffen kann und man mit etwas Geduld und Ruhe auch sperrige Gegenstände so von Ort zu Ort bringen kann. Den Weg nach Deutschland habe ich mit einem Zwischenstopp in meiner Heimat Salzburg mit dem Zug zurück gelegt und dabei viel Zeit zum Lesen, Arbeiten und Musik hören gefunden. Mehr Gründe fürs Zugfahren findet ihr übrigens auch in diesem Beitrag!
Was ich jedenfalls bei dem Auszug bemerkt habe, ist, dass ich immer noch sehr viele Gegenstände besitze und mich glücklich schätzen kann, dass so viele tolle Menschen in meinem Umfeld habe, die mit Tat und Rat zur Seite stehen. Spannend war es auch die unterschiedlichen Menschen kennen zu lernen, die meine Möbel abgeholt haben. Bewusst geworden ist mir auch die große Verantwortung, die man mit einer Hauptmiete übernimmt und dass damit auch manchmal herausfordernde Situationen (zum Beispiel mit der Hausverwaltung) auf einen warten. Das Loslassen von dieser Verpflichtung ist auch etwas, das ausschlaggebend für die Kündigung (anstatt einer Untermiete) der Wohnung war. Sich von einer Wohnung, einem Zuhause, von Dingen, einer Stadt und den Menschen dort zu lösen, war aber zum Ende hin auch nicht so einfach und hat eine sentimentale Stimmung in mir ausgelöst. Das Vertrauen, das alle mir wichtigen Personen auch weiterhin da sind und meine mir wertvollen Gegenstände bei meiner Rückkehr noch da sind, ist etwas, das ich mir gerade noch sehr bewusst in Erinnerung rufen muss.
Bist du schon mal selbstständig übersiedelt? Wie hast du damals versucht, diesen möglichst umweltfreundlich zu bewältigen? Schreibt mir eure Erfahrungen und Gedanken gerne in die Kommentare!
Alles Liebe,
Eure Marolena 🙂
Titelbild: (c) Nicole Mimra
Vielen Dank für die tolle Darstellung Deines Umzugs – Du hast mir viele wertvolle Tipps zum Umzug gemacht! Diesen hab ich vor Kurzem abgeschlossen und hab dabei deinem Rat gefolgt, die von meinen Mitbewohner nicht übernommenen Möbel auszuverkaufen. Dadurch habe ich auch Menschen kennengelernt, die voraussichtlich zu richtigen Freunden von mir würden!
Danke für dein Feedback! Das freut mich, dass du mit den Anregungen etwas anfagnen konntest. Das hab ich damals ähnlich empfunden, dass man zum Teil echt spannende Menschen kennen lernt! Und ich finde den Gedanken einfach schön, dass Möbelstücke, dann von jemand neuem wertgeschätzt werden.
Wir brauchen selber Hilfe bei unserer Wohnungsräumung. Wir ziehen später dieses Jahr um. Dein Erfahrungsbericht war mir aber sehr hilfreich. Ich finde es eine gute Idee, nur wenig im Leben zu haben.
Ja das ist immer ein großer Aufwand! Freut mich, dass dir mein Beitrag Inspiration geliefert hat 🙂
Wow! Sehr gelungener, ehrlicher Beitrag. Hut ab!
Mich würde interessieren, was aus Deinen Umzugskartons wurde? Die müssten doch auf willhaben weggehen wie warme Semmeln?
LG Lily
Hey,
Danke dir! Meine Kartons stehen noch samt Inhalt in einem Keller zum Einlagern. Wenn ich wieder in Wien werden sie ausgepackt und dann gehen die Kartons ws in eine Facebook Gruppe für gratis Umzugskartons in Wien und dann freut sich jemand neues darüber 😉
lg