Vor zwei Wochen war ich bei einem faszinierenden Vortrag mit anschließendem Workshop von Rob Hopkins. Das Thema war der Wandel zu einer nachhaltigeren Welt und wie wir den Weg dorthin beschreiten können.
Rob Hopkins ist Gründer des Transition Netzwerks. 2005 startete er mit einigen seiner Studierenden die Bewegung, die zuerst als die Transition Town Bewegung bekannt wurde. Transition Towns sind Städte, die sich partizipativ, zusammen mit der Gemeinschaft und der politischen Gemeinde zusammenschließen und Projekte unterschiedlichster Art umsetzen. Ziel ist es frei von fossilen Energieträgern zu leben, wieder lokaler zu produzieren und zu konsumieren und die regionale Wirtschaft und die Menschen vor Ort zu stärken. Das Miteinander steht im Mittelpunkt. Sich in der Nachbarschaft kennen lernen, das Gefühl haben wirklich eine Veränderung zu bewirken, neue Fertigkeiten lernen und die großen Herausforderungen (Klimawandel, soziale Ungleichheit, ökonomische Probleme etc.) anpacken, sind nur ein paar der Gründe, warum sich Transition Towns gründen. Mittlerweile gibt es weltweit in über 50 Ländern Transition Initiativen.
In seinem Vortrag am Sonntag den 31.3.2019 gehostet von Global2000 und organisiert vom RCE Vienna der WU Wien beschreibt Hopkins aber noch viel mehr als die Transition Town Bewegung. Er stellt insgesamt 9 Fragen, mit denen er die Vorstellungskraft von uns Menschen beflügeln und ein Bild von einer positiven Zukunft malen will. Da ich selbst in den letzten Jahren immer pessimistischer, aufgrund aktueller Ereignisse, politischer Rahmenbedingungen und Meldungen aus meinem Umfeld, geworden bin, berühren mich Rob Hopkins Worte ganz besonders. Immer wieder bekomme ich Tränen in den Augen, weil das Bild, das er zeichnet, so beeindruckend und erstrebenswert wirkt. Er spricht aus einer ganz anderen Perspektive, als das sonst sehr häufig in der Umweltdebatte der Fall ist. Bedrohliche Szenarien, Artensterben und Menschenleid weichen der Vorstellung von gemeinschaftlichen Räumen, mehr Natur, mehr Freiheit, mehr Lebensqualität und musikalischen, achtsamen und kreativen Menschen, die mit ihrer Umwelt in Einklang leben. Die Herangehensweise fasziniert mich! Nicht mehr zu fragen “was ist?”, sondern „was wäre wenn…?“ Die wichtigste Frage für mich aus dem Vortrag ist: „Was wäre, wenn sich alles zum Guten entwickelt?“ Der Ansatz andere Geschichten und Bilder zu erzählen, wenn wir über die Klimakrise und Umweltthemen sprechen, verändert auch die Wahrnehmung von uns Menschen und löst anstatt Stress das Gefühl aus, sich doch wieder etwas Angenehmes und Positives vorstellen zu können. Ich versuche mir mittlerweile mehr und mehr dieser Geschichten in mein Leben zu holen und würde mich auch freuen, wenn wir uns mehr zu positiven Beispielen zum Umgang mit dem Klimawandel, sozialer Ungleichheit oder ökonomischen Schwierigkeiten austauschen!
Rob Hopkins identifiziert für den Wandel einige wichtige Elemente wie einen spielerischen Zugang und generell mehr Spiel in unserem Leben, die Idee Vorstellungskraft als essentiell für unsere Handlungen zu sehen, diese auch in Schulen zu lehren und Politiker*innen zu haben, die die Kultivierung von Imagination priorisieren, mehr Zeit in der Natur zu verbringen und bessere Fragen zu stellen. Die Leichtigkeit, Kreativität und Flexbibilität in diesem Ansatz ist im Vortrag spürbar.
In dem anschließenden Workshop zeigt uns Rob Hopkins die Möglichkeiten der Vorstellungskraft gekonnt auf. Wir sollen alle die Augen schließen und uns eine Tür vorstellen. Diese Tür beginnt zu leuchten und wir machen einen Schritt nach vorne und treten durch die Tür in die Zukunft. Wie fühlt es sich dort an? Was sehen wir? Wie riecht es dort? Wer ist dort? Was können wir hören? Über unsere Sinne beschreiben unterschiedliche Teilnehmer*innen Eindrücke, die sie durch die Imagination sammeln konnten. Die Augen bleiben geschlossen und die Worte ergänzen das eigene Bild. Es riecht nach frisch geschnittenem Gras, die Vögel zwitschern, jemand kocht auf der Straße Chili für alle in der Nachbarschaft, Fahrräder bevölkern die Straßen, Kinder spielen zwischen Bäumen in der Stadt, die Luft ist angenehm zum Atmen, jemand macht Musik, die Energie kommt von der Sonne und anderen erneuerbaren Energieträgern, Lebensmittel werden in der Stadt angebaut und es gibt keine Autos rundherum, Tiere leben in der Stadt, es fühlt sich angenehm, warm und frei an…
Nachdem wir noch mit geschlossenen Augen Eindrücke geteilt haben, treten wir wieder einen Schritt zurück in die Gegenwart und öffnen diese langsam wieder. Die Gefühle zum Abschluss der Übung sind für mich gemischt. Es bleibt die bunte, lebendige und spielerisch, achtsame Vision aber auch eine Traurigkeit und Sorge, dass ich so eine Welt vielleicht nie erleben werde…
Übung: Ich möchte Euch an dieser Stelle einladen, ebenfalls diese stärkende Vorstellungsreise in die Zukunft zu machen. Vielleicht könnt ihr das ja auch mit Freund*innen gemeinsam machen und euch dann dazu austauschen.
Was bei mir in Erinnerung bleibt, ist das Wissen, dass in dem Workshop viele Visionen aufkamen, die manche Orte und Städte bereits umsetzten. Denn es sind keine futuristischen Vorstellungen wie aus Science Fiction Filmen, sondern alltägliche Handlungen und Änderungen, die zum Teil mit wenig Aufwand bereits existieren oder politischen und gesellschaftlichen Willen zur Umsetzung benötigen. Die Lösungen sind also schon da, jetzt ist es Zeit sie zu leben! Das erinnert mich auch an einen besonderen Film über eine nachhaltige Welt „Tomorrow – die Welt ist voller Lösungen“, der vielleicht auch ein paar von Euch inspirieren kann, und daran, dass es weltweit Menschen gibt, die in ihrem Bereich versuchen einen Unterschied zu machen.
Alles Liebe,
Eure Marolena <3
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