Schritte im Wald,
Füße berühren den Weg
Einer nach dem Anderen.
Immer wieder;
Schritt für Schritt, immer weiter.
Geradeaus, zuerst fast blind.
Im Inneren aufgewühlt, berührt, verwirrt.
Die Hände am Kopf,
ein Kloß im Hals;
Die Zweifel kommen auf.
Bin ich hier richtig? Bin ich genug?
Die Tränen fallen.
Das Gehen hilft und der Blick richtet sich nach außen.
Auf den Baum dort, der auf den Weg reicht, weil er zum Stehen schon zu alt ist;
auf den Ast mit den vertrockneten Blättern und die kleinen Knospen, die sich mit Mühe
ihren Weg nach außen bahnen;
auf das gelbe Schilf am Wegrand, das den ausgetretenen Pfad vom Wasser trennt.
Die Ohren lauschen auf das Rauschen des wallenden Wassers;
das Rascheln im Dickicht und die versteckt vielen kleinen Wesen, so klein, dass wir sie gar
nicht sehen;
auf das Zwitschern des ersten Vogels nach dem Winter, frohlockend und neugierig;
den leichten Wind, der die Äste dort kurz zittern lässt.
Die schwachen Strahlen der Sonne durch die Wolken, die sich kaum erahnen lässt, spür ich
auf meiner Haut.
Es wird Frühling und ich werde ruhiger.
Dem wuchernden wilden Wald, der weiten grünen Wiese, dem grau grünen Fluss liegt so viel
Unberührtheit inne, dass wir als Menschen, ihre Schönheit oft nicht sehen. Denn diese passt
nicht in unsere Ecken, unsere starren perfekten Ecken, die wir uns selbst gesteckt haben. Die
Rahmen der Gesellschaft sind quadratisch, begrenzt. So Vieles passt nicht, deswegen
nehmen wir ihm den Raum zum Atmen. Und Ich, ich passe nicht in diese Ecken, so wenig wie
das Eichhörnchen und der Luchs, die Schlüsselblume oder der Fuchs.
Das Gehen hilft und der Blick richtet sich nach außen.
Jeder Funke, jeder Blick enthüllt eine Präsenz
von Etwas, das zuvor noch nicht wahrgenommen war, und zeigt:
In der unberührten Natur ist nichts perfekt.
Es ist einfach.
Durcheinander, kreuz und quer, wunderschön und von innen her
durchzogen von Leben und Sterben.
Einem Kreislauf, so ausdrucksstark,
So unperfekt, so erquicklich ungeplant.
Ja verletzlich!
Hier muss man nicht funktionieren,
in Normen sich bewegen,
den Ansprüchen genügen,
hier sein, so sein, richtig sein.
Perfektionismus ade
Vergiss die Ansprüche;
Wenn nicht verbogen, begradigt, beschnitten, geschält
ist Natur ungezähmt,
wild, frech, wagemutig, unverschämt,
lustig, sinnlich, einzigartig, überraschend
einfach da.
In der Natur ist Vieles rund, durcheinander, kunterbunt.
Das Gehen hilft und der Blick richtet sich nach Innen.
Und ich erinnere mich, auch ich bin ein Teil dieser wilden Natur.
Auch in mir ranken sich Gedanken, gemischt mit Emotion, Erfahrung und Intuition zu einem
Ganzen.
Ich werde ruhiger, der Blick richtet sich nach Innen.
Dorthin wos rumort, dorthin wo die Kobolde tanzen.
Die Verletzlichkeit in meiner Umgebung, das Wilde dort draußen erinnert mich an meine
Stärken, an meine Kraft, die sich daraus speist, dass ich ich bin. Verletzlich, einfach genug,
weinend, strahlend, lernend, unvollkommen, schön.
Die Erde unter meinen Füßen knirscht.
Ich fühle mich verwurzelt, verbunden.
Mit diesem Wesen der Natur,
dem Spiegel meines Inneren.
Ich gehe weiter und der Weg fängt an zu tanzen.
Schritte im Wald
Der Zweifel verhallt.
– Marolena
Inspiriert durch einen Spaziergang am Fluss, durch einen Wald und durch das Buch “Verletzlichkeit macht stark” von Brené Brown